Nichts mehr
Nichts mehr
Schon in der Frühe um 7.30 ruft Luljeta an. Sie war bei uns, bevor sie nach Italien ging – wegen Krebs, der hier nicht behandelt werden kann. Zwei Kids im Alter von 12 und 8 Jahren sind nun bei der Oma und wissen nicht, was mit der Mama ist. Nun ruft Luljeta heute bei mir an und ist verzweifelt. In Italien bekam sie keine Hilfe. Sie sagt, sie wäre nun illegal in Frankreich und es gehe ihr schlecht. Sie bekomme keine Behandlung und wisse nun auch nicht weiter. Sie bittet, dass wir uns um ihre Kinder kümmern.
Dann stehen zwei junge Mädchen vor mir. Sie baten gestern dringend um ein Gespräch. Es sind die Töchter der Familie Kurtaj. Vor zwei Monaten ist ihre Mutter an Covid gestorben, vor zwei Wochen der Vater an Herzinfarkt. Nun sind sie allein, mittellos. Sie haben noch einen jüngeren Bruder, wissen nicht mehr weiter. Die Grosse sagt mit Tränen: «asgje» - nichts mehr!
Und dann zögern sie mit weiterreden. Ich frage, was sie denn sagen möchten. Die Ältere spricht leise und fast mit Scham. Sie haben eine Bitte: die drei Jugendlichen bitten um Eisengitter an ihren Fenstern, da sie vor allem nachts grosse Angst haben. Für 6 Fenster Eisengitter aus Angst vor nächt-lichen Einbrüchen, die hier ganz und gar nicht selten sind.
Wir werden da gucken. Und dann bekommen sie fürs Erste noch Lebensmittel mit und einige schwarze Kleider. Sie müssen in Schwarz gehen. Und Sr. Michaela und ich wissen einmal mehr, dass wir sozusagen ein paar Kids mehr haben. Die Augen der zwei Jugendlichen haben uns dies signalisiert. Und sie wohnen nicht weit von uns weg.